Klimaglück für alle!
Ich bin überzeugt: Sehr viele Menschen wollen klimaneutral leben. Nur können sie das im jetzigen Energiesystem nicht – oder nur sehr begrenzt.
Klar: Jede*r einzelne kann auf Ökostrom umstellen, weniger oder gar nicht mehr Fliegen, Autofahren oder Fleisch essen. Aber verschiedene Studien und Selbstversuche haben immer wieder gezeigt: Selbst wer nur noch mit dem Rad fährt, vegan lebt und kaum noch verreist, schafft es gerade mal den eigenen CO2-Ausstoß auf 70% des Durchschnitts zu reduzieren. Wir müssen aber auf Netto-NULL – und das bis 2040.
Warum kleben wir bei 70% fest? Weil wir einfach alle im jetzigen System gefangen sind. Weil es leider im Augenblick politisch so gewollt ist, kommt der Ökostrom nicht unbedingt bei den Menschen an, die ihn wollen. Und erst recht nicht dann, wann sie ihn wollen.
Viel schlimmer noch: Im Endeffekt kleben die vermaledeiten Treibhausgase an allem was wir irgendwie konsumieren, machen oder tun. In der Fernwärme steckt meist Gas oder Kohle, die Bahn streicht sich zwar grün an, betreibt aber selbst jede Menge Kohlekraftwerke und natürlich wird auch unser Essen und alles was wir sonst so kaufen mit fossilen Verbrennungsmotoren befördert – ob nun per Flugzeug, Schiff oder LKW.
Deswegen müssen wir das System ändern. Genauer das Energiesystem. In der nächsten Legislaturperiode des Europaparlaments wird es eine umfassende Reform des europäischen Energiemarkts geben. Der muss endlich die Erneuerbaren konsequent in den Mittelpunkt stellen. Wir müssen Regeln und Infrastruktur so ausrichten, damit diese unschlagbar günstige grüne Energie auch bei Menschen und Unternehmen ankommt. Dafür will ich sorgen! Deshalb möchte ich ins Europaparlament.
Den Hebel umlegen
Die Gute Nachricht ist: Ein klimaneutrales Energiesystem ist nicht nur längst technisch möglich. Es ist sogar günstiger und auch ansonsten in jeder Hinsicht besser. Wind- und Sonnenenergie sind die billigsten Energiequellen, die wir als Menschheit je zu nutzen gelernt haben. Und sie werden jedes Jahr günstiger. Sie sind auch die einzigen, die unseren Energiebedarf auf Dauer decken können.
Alles was wir machen müssen, ist die Kraft von Sonne und Wind möglichst schnell, möglich überall anzuzapfen – und sie gleichermaßen effizient und gerecht zu verteilen: Zwischen den Menschen und über die unterschiedlichen Sektoren (Strom, Wärme, Mobilität, Industrie und Landwirtschaft) – aber dazu unten mehr.
Die Zeit ist knapp und die Aufgabe ist groß, ja. Bis 2040 müssen wir massiv Energie einsparen, effizienter werden und auch noch richtig viel Solar- und Windkraftanlagen sowie Speicher und andere neue Infrastruktur bauen. Aber aus über 12 Jahren Energiewende-Praxis weiß ich: Das kann, das wird gelingen – wenn möglichst viele Menschen mit anpacken.
Wer kann und will, soll selbst machen können
Mein Ansatz dazu ist: Energie von Allen für Alle. So dezentral wie möglich und so zentral wie nötig. Dafür sprechen viele technische, wirtschaftliche, aber auch politische Gründe.
Erneuerbare Energien sind von ihrer Natur her eher dezentral. Darin liegt ein unglaubliches Demokratisierungs- und auch Gerechtigkeitspotenzial. Statt zwangsweise von großen Konzernen abhängig zu sein, sollten die Menschen, aber auch die Unternehmen und alle anderen Akteuer*innen vor Ort, die Chance haben – soweit sie wollen und können – ihre Energieversorgung selbst zu organisieren. Solche “energy communities” wissen oft am besten wieviel Energie sie wann brauchen – und auch wo sie Energie sparen können. Sie wissen, wo die Wind- und Solaranlagen am besten hinpassen. Und sie wissen am besten wie sie Einsparung, Verbrauch und Erzeugung zusammenbringen. Das Energiesystem sollte diese „Schwarm-Intelligenz” nutzen!
Sonne und Wind statt Kohle, Öl und Gas
Es ist den wenigsten Menschen klar, aber über die Hälfte der in Europa genutzten Energie, und auch der so freigesetzten Treibhausgase, brauchen wir als Wärme oder Kälte. Die Hälfte davon brauchen wir für industrielle Prozesse und Gewerbe – alles vom Stahl-Schmelzen bis zu Dampf für Brauereien. Die andere Hälfte brauchen wir zum Heizen von Gebäuden sowie für Warmwasser. Fast ein Drittel aller Treibhausgase insgesamt entstehen durch unterschiedliche Arten Maschienen – viele davon für Mobilität. „Reiner Strom“ macht nur gut 10% aus (siehe Grafik, überall in Europa ist die Lage ähnlich. Das was im Süden weniger geheizt wirtd, muss mehr gekühlt werden). Um Kohle, Öl und Gas loszuwerden, müssen wir – neben Einsparungen und effizienterer Nutzung – die Sonnen- und Windenergie auch in diese anderen „Sektoren“ bekommen. Technisch geht das – erfreulicherweise – eigentlich sehr leicht. Wir können so sogar die Erneuerbaren besser nutzen. Denn viele Maschinen (insbesondere Autos!) laufen mit Strom besser.
Eine Herausforderung ist: Wind und Sonne fallen in „Wellen“ an (Sonne natürlich mittags und im Sommer am meisten, der Wind ist meist 8 von 48 Stunden relativ stark – siehe Grafik). Einiges dieser Energie können wir elektrisch (in Batterien) speichern – das wird immer günstiger. Manches werden wir zu grünem Wasserstoff wandeln – der läßt sich sehr gut speichern und transportieren. Besonders viel und günstig läßt sich Energie als Wäre speichern.
Das Problem: Das wird durchdie zu zentral ausgerichten Märkte unf Netze verhindert. Auch deshalb brauchen wir einen neuen Aufbruch in ein komplett erneuerbares, integriertes Energiemarktdesign, wirksam wie das EEG, aber mit Integrationswirkung für Strom, Verkehr, Gebäude und Industrie.
Eine solidarische Europäische Energiewende
ich bin zutiefst überzeugt: Die Energiewende gelingt nur europäisch. Erneuerbare laßen sich überall in Europa gut zur Selbstversorgung nutzen, aber durch geschickten Ausgleich von Energieflüssen brauchen wir insgesamt weniger Windräder, Solaranlagen und Speicher. Dieser Energie-Austausch festigt den europäischen Zusammenhalt dauerhaft und gibt dem europäischen Projekt neuen Schwung.
Deshalb müssen wir endlich anfangen, die Energiewende europäisch zu denken. Es ist einfach sinnvoll, die sehr guten „Offshore“ Potenziale in Nord- und Ostsee, aber auch die Wasserkraft in den Alpen und Skandinavien stärker gemeinsam zu nutzen. Aber gerade in vielen Regionen in Süd- aber auch in Osteuropa gibt es so viel, und günstiges, Wind- und Sonnenenergie-Potenzial, das sich damit neue, nachhaltige Wirtschaft aufbauen läßt. Außerdem können wir dort sehr gut grünen Wasserstoff und andere synthetische Brennstoffe für die Dunkelflaute und auch für unsere eigene Industrie herstellen.
Für eine Energiewende Made in Europe
Zudem muss Europa muss seine Cleantech-Industrie (wieder) aufbauen, wenn wir nicht zum Industriemuseum werden wollen. Die Sonne schickt keine Rechnung, aber um wirklich unabhängig zu werden, müssen wir wir das, was wir brauchen um sie aufzufangen, zu verteilen und zu speichern (wieder) selbst machen.
Heute importieren wir leider das, was wir für die Energiewende brauchen, zu 90% und mehr aus China (siehe Grafik). In den letzten 14 Jahren habe ich u.a. zwei Speicher-Unternehmen mitaufgebaut – und musste gleichzeitig den Untergang der deutschen Solarindustrie aus der ersten Reihe beobachten. Das darf sich nicht wiederholen. Mit meinen Erfahrungen will ich für Rückenwind für eine Energiewende Made in Europe sorgen!
Eine Globale Energiewende auf Augenhöhe
Schließlich brauchen wir endlich eine echte Energiewende-Außenpolitik auf Augenhöhe, die weit mehr ist als nur „Import-Sicherung“ von grünem Wasserstoff. Ich durfte schon 2016 als Teil einer Expert*innengruppe im Auftrag des Auswärtigen Amts eine „Netzwerkstrategie für eine Energiewende Aussenpolitik“ entwerfen.
Leider geht es in den wenigen Konzepten, die es dazu bislang gibt, entweder um Ressourcensicherung oder um Exportförderung. Das ist aber grundfalsch. Statt eines „grünen“ Kolonialismus, brauchen wir eine globale Energiewende, um anderen Ländern und Regionen zu helfen, selbst schnell von Atom, Kohle, Öl und Gas wegzukommen. Nicht nur bei uns, gerade auch im globalen Süden steckt in der dezentralen Natur von Erneuerbaren ein enormes Demokratisierung und Teilhabepontzial.
Das wird Waren- und Energieflüsse, und in Folge auch Machtstrukturen verändern. So entstehende Konflikte müssen wir möglichst vorausschauend managen, etwa durch gerechte Verteilungsmechanismen, um langfristig Frieden zu sichern! Auch dafür will ich kämpfen.
Was ich sonst noch will
Eine global gerechte Klimapolitik durch eine solidarische und partzipative Energiewende ist natürlich nur ein, wenn auch ein wichtiger, Baustein in unserem gemeinsamen Kampf für eine bessere Welt. Gleiche Rechte und Teilhabe für alle Menschen, egal woher sie kommen, woran sie glauben oder wen sie lieben, gehört genauso dazu wie eine nachhaltige Finanzpolitik, in der die Reichen und vor allem die internationalen Konzerne endlich ihren fairen Beitrag leisten. Bezahlbares, und nachhaltiges, Wohnen genauso wie Biodiversität.
Ich bin fest überzeugt: Gerade wenn wir die Kraft der Erneuerbaren und die Potenziale der Digitalisierung nutzen, entstehen ganz neue Freiräume für ein vollkommen anderes Wirtschaften und Leben, für eine gerechtere und schönere Welt mit mehr Teilhabe und vor allem mehr Spaß!
Achso: Gebt endlich das Hanf frei!