Was wollt ihr über mich und meine Ziele wissen?

Stellt mir eure Frage – entweder per Twitter, Kommentar oder Mail. Ich beantworte sie dann hier.

Reinhard fragt (via Mail)

„Der Plan zum Kohleausstieg in Berlin sieht vor, dass die beiden letzten Kohlekraftwerke 2030 durch „hybride“ Gaskraftwerke für die Fernwärme ersetzt werden. Wie siehst Du das? Was schlägst Du vor?“

Reinhard Koppenleitner (Beisitzer im Vorstand B’90/Die GRÜNEN Reinickendorf)

Vielen Dank für diese Frage, Reinhard!

Kurze Antwort: Das ist technisch wie wirtschaftlich unnötig und klima-mäßig eine Katastrophe.  

Etwas längere Antwort:   Ehrlich gesagt, ich halte grundsätzlich gar nichts von der „Idee“ Gas (ob nun synthetisch oder nicht) zu verbrennen um damit Niedertemperaturwärme (<120°C) zu machen.  Ich kenne auch kaum noch Menschen in der energiepolitischen Community, die das fordern. Es gibt eine Vielzahl von Technologien und Fernwärme bereits heute CO2-frei bereitzustellen. Die sind auch billiger (wenn da nicht die vollkommen widersinnigen Umlagen und Abgaben auf „überflüssigen“ grünen Strom wären – die müssen deshalb 2021/2 zuerst weg). 

Bis 2030 wird aber Strom aus Sonne und Wind noch günstiger als heute schon und ziemlich sicher endlich von diesen Fesseln befreit sein. Synthetische Kraftstoffe wie Wasserstoff (H2) und erst recht Derivate daraus werden aber immer vergleichsweise teuer bleiben (Warum? Einfach weil ihre Produktion immer hohe Verluste haben wird und immer nur zu 10-30% der Zeit möglich sein wird) . Rainer Baake hat H2 neulich zurecht als Champagner der Energiewende“ bezeichnet. Wir werden H2 nur da einsetzen wo es gar nicht anders geht – in der Stahlproduktion z.B. – oder für Back-up-Energie, aber immer erst dann wenn alle anderen Reserven aufgebraucht sind.

Wie also soll es dann gehen? Es macht heute schon viel mehr Sinn die Spitzen von Sonne und Wind, die sich elektrisch wirtschaftlich nicht sinnvoll speichern lassen, in Wärme zu verwandeln und als solche zu speichern. Das ist nämlich um den Faktor 10 günstiger. Hochtemperaturspeicher auf Basis von Stahl sind eine von zahlreichen Technologien dazu. Ganz konkret würde ich einen (Ideen)-Wettbewerb ausrufen und die günstigste Technologie die die Fernwärme bis 2030 dekarbonisiert auswählen (und würde außerdem für jedes Jahr vorher €180 pro Tonne und Jahr vermiedenes CO2 gutschreiben) .

Dabei zeigt diese unselige Studie auch glasklar, dass es nicht funktionieren wird die Welt von morgen mit der Technik von gestern zu bauen. Deswegen brauchen wir (auch) mehr Kompetenz. Denn keine*r will dass es dunkel oder kalt wird – aber gleichzeitig müssen wir die Technik, die heute verfügbar ist, nutzen (auch und gerade wenn sie noch nicht seit Jahrzehnten im Einsatz ist – sonst hätten wir das Problem schließlich nicht)  

Das ist eine ganz wesentliche Motivation für meine Kandidatur – wir bauchen auch Leute die wissen was Blindleistung ist, und wie wir (bzw. dass wir) sie auch aus EE bereitstellen können. Aber das ist ein anderes Thema 🙂 

Ich will Sonne und Wind statt Atom, Kohle, Öl und Gas, klar.
Aber was wollt ihr (wissen)? Fragt mich! (Bild: Philip Grözinger)

Friedemann fragt (via Kommentar):

„Die wichtigste Kontrollvariable im Kontext des Klimawandels an der abgelesen werden kann, ob wir uns noch in einem sicheren Bereich befinden, ist die mittlere CO2-Konzentration der Atmosphäre. Der sichere Bereich liegt unterhalb von 350 ppm CO2. Die derzeitige CO2-Konzentration liegt allerdings schon deutlich über 400 ppm. Deutschland hat am dritt meisten zum Überschreiten der sicheren CO2-Konzentration beigetragen.

FRAGE: Warum hat das zu verteilende CO2-Budget noch ein positives Vorzeichen? Müsste es nicht bei mindestens minus 800 Mrd. t liegen, um anzuzeigen, was wir jungen und nachfolgenden Generationen wieder aus der Atmosphäre herausholen müssen, um wieder den sicheren Bereich von 350 ppm zu erreichen? Wenn diese Situation allgemein anerkannt werden sollte, wäre es eine angemessene Politik, den Klimafolgeschäden verursachenden Emittenten*innen dies angemessen in Rechnung zu stellen? Was wäre ein angemessener CO2-Preis hierfür?“

 

Friedemann Dau (KV Tempelhof/Schöneberg)

Vielen Dank für diese Frage, Friedemann.

Du hast sehr recht. Den „safe operating space“ haben wir längst verlaßen und „unser“ CO2 -Budget haben wir „verballert“. Deswegen haben wir für den großen Klimaantrag der BAGen letztes Jahr auf der BDK in Bielefeld auch unsere Forderungen darauf aufgebaut 1,75°C mit 2/3 Wahrscheinlichkeit zu erreichen. Und deshalb rechnen wir auch in unserem Plan für Berlin-Brandenburg damit.

Aber es gibt ein klein wenig Hoffnung: Und zwar absurderweise gerade deshalb weil wir nicht nur auf Kosten der künftigen Generationen sondern auch auf Kosten von weiten Teilen der Welt, bzw. der Menscheit, die weit weniger CO2eq verbrauchen als wir, leben.

Wenn der Rest der Welt es schafft, besser und schneller zu sein als wir, dann haben wir doch noch eine Chance! Wir müssen es hinbekommen, dass alle Menschen genauso gut leben können wie wir – nur eben ohne dafür CO2 zu verbrauchen.

Ich bin überzeugt: Das schaffen wir am besten, indem wir als reiches Land zeigen dass – und vor allem wie – es geht, auch ohne CO2 gut zu leben.

Deshalb kämpfe ich so sehr für ein fundamental neues, gleichermaßen solidarisches wie partizipatives Energie(markt)-System!

 

Ein Kommentar

  1. Friedemann Dau

    Die wichtigste Kontrollvariable im Kontext des Klimawandels an der abgelesen werden kann, ob wir uns noch in einem sicheren Bereich befinden, ist die mittlere CO2-Konzentration der Atmosphäre. Der sichere Bereich liegt unterhalb von 350 ppm CO2 [1]. Die derzeitige CO2-Konzentration liegt allerdings schon deutlich über 400 ppm. Deutschland hat am dritt meisten zum Überschreiten der sicheren CO2-Konzentration beigetragen [2]. FRAGE: Warum hat das zu verteilende CO2-Budget noch ein positives Vorzeichen? Müsste es nicht bei mindestens minus 800 Mrd. t liegen, um anzuzeigen, was wir jungen und nachfolgenden Generationen wieder aus der Atmosphäre herausholen müssen, um wieder den sicheren Bereich von 350 ppm zu erreichen?
    Wenn diese Situation allgemein anerkannt werden sollte, wäre es eine angemessene Politik, den Klimafolgeschäden verursachenden Emittenten*innen dies angemessen in Rechnung zu stellen? Was wäre ein angemessener CO2-Preis hierfür?

    Quellen:

    [1] https://science.sciencemag.org/content/347/6223/1259855

    [2] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2542519620301960

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