So,  die dunkelsten Zeit des Jahres haben wir hinter uns – und das ziemlich dunkele Jahr 2020 auch bald. Es besteht Anlass zur Hoffnung, dass 2021 langsam, aber sicher, heller wird. Auch wenn die Zielgerade vermutlich noch lang ist, und auch wenn immer wieder neue Stolpersteine (Mutation!) auftauchen dürften: Corona geht vorbei, andere Themen werden auch im kurzfristigen politischen-medialen Diskurs wieder wichtiger.

Langsam, ganz langsam gibt es Licht am Horizont

Das gilt insbesondere für’s Klima. Es schaut so aus als könnte 2020 das heißeste Jahr ever werden – der November hat in jedem Fall schon mal alle alle Rekorde gebrochen. Selbst wenn es „nur“ für Platz 2 langen sollte, zeigt doch der Blick auf der bisherigen „Tabelle“ wie ernst die Lage ist: 2016, 2019, 2015, 2017, 2018, 2014 so die Rangfolge der heißesten Jahre bisher. Stand heute ist die weltweite Mittel-Temperatur jedenfalls schon um 1,2°Celsius gestiegen – und es gibt sogar eine 20%-Chance, dass wir das 1,5°-Ziel schon 2024 „erreichen“. Schock, schwere Not, I know!

Um noch einen drauf zu setzen: Von dem kleinen „Mini-Einbruch“  in der ersten Corona-Lockdown-Phase abgesehen, haben wir leider nicht wirklich weniger Treibhausgase in die Atmosphäre gepumpt. Im Gegenteil: Wir machen munter weiter. Dazu sollte mensch wissen: Auf CO2 reagiert „das Klima“ leider mit ca. 30 Jahren Verspätung. Mit anderen Worten: Wir beginnen gerade den durch die Industrialisierung Chinas, aber auch durch unseren eigenen ungehemmten Ressourcenverbrauch seit Anfang der Neunziger Jahre ausgelösten Schub zu spüren.

Der Einbruch an Treibhausgas-Emissionen war zwar in Teilen heftig, aber nur kurz. Quelle: Twitter user @Jones_MattW, CC BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons

Moment mal: Sagte ich nicht, es gäbe Licht am Horizont? Ja, das gibt es – nicht nur in Bezug auf Corona. Denn mittlerweile erklärt selbst die ziemlich fossile Internationale Energieagentur, die bislang jedes Jahr Wachstum und Potential der Erneuerbaren, insbesondere der Solarenergie genauso so dramatisch wie konsequent unterschätzt hat, eben jene Photovoltaik sei die günstigste Energieform, die die Menschheit je angezapft hat. Platz 2 auf der Liste der kostengünstigsten Energietechnologien ist Windenergie an Land. Und auch Windenergie auf See (vulgo „offshore“), Batterien und andere Speicher, Wärmepumpen, Elektrolyseure um Wasserstoff zu machen: Alles wird (schnell) immer günstiger, wobei nicht der Zeitablauf per se, sondern die Skalierung der eigentlich Kostensenkungstreiber ist. Sprich: Je mehr, je schneller, wir das Zeug „verbauen“, desto günstiger wird es – für uns, aber auch für alle anderen. Das gilt insbesondere für diejenigen im Globalen Süden, die noch überhaupt keinen Zugang zu Energie haben.

Entweder du bist arm, oder du verbrauchst zu viel CO2

Es klang bereits an: Das alles ist kein Selbstläufer. Es ist extrem wichtig, dass -und auch wie- wir beherzt umsteuern: Wir müssen unser Energiesystem konsequent auf die günstigen und sauberen Erneuerbaren ausrichten. Vor allem müssen wir das System so umbauen, dass möglichst viele Menschen, aber auch Firmen und andere Akteure einen Anreiz, und überhaupt die Möglichkeit, haben unser Energiesystem mitumzubauen – indem sie Energie sparen, selbst Energie erzeugen (bzw. die lokale Erzeugung von Energie, z.B. auf ihrem Dach oder an ihren Balkonen einfordern) und eben diese Energie möglichst clever in Einklang mit dem Verbrauch bringen. Das ist es, was ich gerne „Energie von Allen für Alle nenne. 

Energie von Allen für Alle: Hier Gebäude-Integrierte Photovoltaik in Helsinki. Quelle: Pöllö, CC BY 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons

Wie wahrscheinlich ist es aber, dass wir so etwas 2021 in erst in ein Sondierunsgpapier und dann in einen Koalitionsvertrag bekommen? Mit anderen Worten: wie stark werden wir Bündnisgrüne – und welche Koalitionen sind dann möglich?

Wie Mark Twain zurecht angemerkt hat, sind Voraussagen schwer – besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Aber: zwei, oder drei Dinge wissen wir dann doch schon heute über den September – auch wenn der noch weit weg zu sein scheint.

Das Offensichtlichste: Angie tritt nicht nochmal an. Das ist zwar glasklar, aber ich behaupte mal: Weniger als 5% der Befragten berücksichtigen das bei ihrer Antwort auf die „Sonntagsfrage“. Und: Egal ob die Konservativen uns den Gefallen tun mit Merz anzutreten oder ob es Röttgen und damit Söder oder doch Laschet (und damit vielleicht Spahn) werden – der „Amtsbonus“ dürfte deutlich geringer sein. Gleichzeitig ist bereits klar, mit wem die SPD antritt. Logo: Olaf Scholz ist und bleibt ein uninspirierter, farbloser Technokrat. Dennoch würde ich den „Scholzomat“ nicht abschreiben. Das ist immerhin der Mann, der die Kohle verteilt, um die Wirtschaft wieder anzuwerfen. Geld verteilen war schon immer populär – und wird es auch 2021 bleiben. Wer weiß, vielleicht führt Scholz die Genossen 2021 wieder aus dem Tal der Tränen? Wenn wir Pech haben, sogar an uns vorbei. Wenn wir es schlau machen, zeigt das progressive Lager gemeinsam, dass eine andere, eine bessere Welt nicht nur machbar ist, sondern auch viel näher ist als geglaubt!

Merke: Grün-Rot-Rot ist möglich!

Was mich zu meinem letzen Punkt bringt: 2020 hat gezeigt, dass so gut wie nichts in Stein gemeißelt ist. Grundrechte können von heute auf morgen (zurecht) ausgesetzt werden. Die Welt kann auf einmal komplett still stehen. Irre Summen können mobilisiert werden. Alte Gewissheiten zählen nicht mehr. Fast alles scheint möglich – eben auch fundamentaler Wandel. Schließlich fordert mittlerweile sogar der BDI einen deutlich schnelleren Ausbau der Erneuerbaren. VW erst recht – und VW-Boss Diess will sogar 5 Euro pro Liter. Die Liste läßt sich fortsetzen: Große, und dabei wachsende Teile der deutschen Industrie wollen Ähnliches wie wir (wenn vielleicht nicht ganz so schnell, konsequent und radikal).

Damit liegen die Karten, aber auch das Momentum bei uns – den Bündnisgrünen. Je mehr wir die Bundestagswahl zu einer Klimawahl machen, desto mehr werden die Parteien an ihren Klima- und energiepolitischen Konzepten gemessen. Das tun wir am besten, indem wir eben diese Konzepte in den Mittelpunkt unseres Wahlkampfs stellen: Wir müssen klar machen, dass die Energiewende keine Zumutung ist, sondern eine Chance. Mehr noch: Wir müssen zeigen, dass und wie die Energiewende günstig wird, Arbeitsplätze schafft und Spaß macht!

In diesem Sinne: Venceremos!

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